Ende 2020 startete die Ingenieurgemeinschaft Gnade mit der Planung für den Ersatzneubau von drei Eisenbahnüberführungen im Landkreis Gifhorn. Betroffen waren die Ise-Brücke, die Fischergraben-Brücke sowie die Knesebachbrücke, die allesamt auf der Bahnstrecke 1962 (Gifhorn Stadt – Wieren) liegen.
Die Bauwerke, errichtet um das Jahr 1900, ermöglichen die Querung verschiedener Gewässer durch den Schienenverkehr. Aufgrund von Materialverschleiß, höheren Lastanforderungen im modernen Bahnverkehr und geänderten technischen Standards waren Ersatzneubauten erforderlich.
Bei den Ersatzneubauten stand von Beginn an die Wahl der geeigneten Überbauform im Mittelpunkt der Planung. Nach eingehender Variantenuntersuchung entschied sich der Bauherr in Abstimmung mit der Ingenieurgemeinschaft Gnade GmbH für den Einsatz von Dickblechbrücken.
Diese Lösung erwies sich sowohl unter technischen als auch unter terminlichen Gesichtspunkten als optimal. Die planerische Herausforderung lag insbesondere darin, eine Bauweise zu entwickeln, die den Anforderungen an kurze Sperrzeiten, hohe Tragfähigkeit und lange Lebensdauer gleichermaßen gerecht wird.
Im Fokus: Dickblechbrücken
Der Begriff „Dickblechbrücke“ bezeichnet eine Überbauform, bei der der Haupttragquerschnitt aus großformatigen Stahlblechen mit erhöhter Dicke (meist > 40 mm) besteht. Diese Bleche werden zu Plattenbalkenträgern oder geschweißten Kastenträgern zusammengefügt. Im Vergleich zu filigraneren Stahldeckformen bieten Dickblechkonstruktionen eine Reihe von Vorteilen:
- Hohe Tragfähigkeit bei kompakter Bauhöhe – durch die große Blechstärke können hohe Biegemomente aufgenommen werden, ohne dass der Überbau stark aufbaut. Das ist insbesondere bei beschränkten Durchfahrtshöhen (z. B. über Flüsse oder Straßen) von Vorteil.
- Robuste Bauweise – die massive Ausführung macht die Brücken unempfindlicher gegenüber Ermüdungsrissen und bietet eine hohe Dauerhaftigkeit.
- Schnelle Fertigung und Montage – Dickblechbrücken lassen sich in Werkstätten weitgehend vorfertigen und vor Ort innerhalb weniger Tage einheben.
- Einfache Bauabläufe – im Gegensatz zu aufwendigen Verbundbauweisen ist der Montageprozess schlank, was kurze Sperrzeiten ermöglicht.
Damit eignen sich Dickblechbrücken hervorragend für Bahnstrecken, bei denen Sperrzeiten eng begrenzt sind und hohe Verkehrsdichten schnelle Bauprozesse erfordern. In der Praxis bedeutet dies eine zuverlässige und zugleich effiziente Lösung, die den Anforderungen des modernen Schienenverkehrs gerecht wird.
Schneller Brückenersatz
dank durchdachter Planung und starker Ausführung
Ein entscheidender Vorteil der gewählten Bauweise zeigte sich in der Bauabwicklung: Alle drei Brücken konnten innerhalb einer Sperrzeit von rund einem Monat ersetzt werden. Besonders bemerkenswert: Die beiden Bauwerke Ise- und Fischergrabenbrücke wurden sogar zeitgleich in dieser kurzen Zeitspanne realisiert. Für die Region bedeutete dies eine minimale Einschränkung des Zugverkehrs und eine schnelle Wiederherstellung der vollen Streckenkapazität.
Trotz sorgfältiger Planungsmaßnahmen bleibt ein Projekt dieser Größenordnung nur dann umsetzbar, wenn eine leistungsfähige und schlagkräftige Baufirma eingebunden ist. Die Kombination aus detaillierter Vorplanung, präziser Fertigungslogistik und einem durchgetakteten Montageablauf war ausschlaggebend für den erfolgreichen Projektabschluss. So zeigt sich einmal mehr: Nur das Zusammenspiel von Ingenieurwesen, Fertigung und Bauausführung ermöglicht es, Eisenbahninfrastruktur in so kurzer Zeit auf den modernsten Stand der Technik zu bringen.
Bildergalerie:
Drei Eisenbahnüberführungen für den Landkreis Gifhorn
Stärkung der regionalen Infrastruktur durch moderne Ingenieurlösungen
Mit dem Ersatzneubau der drei Eisenbahnüberführungen wurde nicht nur die bauliche Substanz erneuert, sondern auch die Betriebssicherheit und Leistungsfähigkeit der Bahnstrecke Gifhorn Stadt – Wieren gestärkt. Diese Verbindung stellt eine wichtige Achse für den regionalen Bahnverkehr dar und dient gleichermaßen dem Personen- wie auch dem Gütertransport.
Die Ersatzneubauten der Ise-, Fischergraben- und Knesebachbrücke verdeutlichen, wie traditionelle Bauwerke aus der Kaiserzeit durch moderne Ingenieurlösungen ersetzt werden können. Mit der Wahl von Dickblechbrücken wurde nicht nur eine langlebige und leistungsfähige Lösung gefunden, sondern auch eine Umsetzung, die dem Anspruch der Deutschen Bahn nach kurzen Sperrzeiten gerecht wird.
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